Bei uns ist doch eigentlich alles okay oder etwa nicht?

Ich bin Sabrina, 35 Jahre, Mutter dreier Kinder, jamaikanisch-deutscher Herkunft und wohnhaft in Wuppertal-Ronsdorf. Heute stelle ich mir selbst die Frage: "Wie ist es eigentlich so als Dunkelhäutige in Deutschland?" Die Frage nach dem Rassismus stelle ich mir, wie so viele in diesen Tagen, nach dem grausamen Polizistenmord an dem Afroamerikaner George Floyd in den USA.

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Bild: Jens Grossmann

Alltagsrassismus in Deutschland

Ich bin Sabrina, 35 Jahre, Mutter dreier Kinder, jamaikanisch-deutscher Herkunft und wohnhaft in Wuppertal-Ronsdorf.

Heute stelle ich mir selbst die Frage: „Wie ist es eigentlich so als Dunkelhäutige in Deutschland?“ Die Frage nach dem Rassismus stelle ich mir, wie so viele in diesen Tagen, nach dem grausamen Polizistenmord an dem Afroamerikaner George Floyd in den USA.

Deutschland ist meine Heimat, mein Zuhause und der Ort an dem ich glücklich bin, an keinem anderen Ort möchte ich leben. Hier geht es mir gut und doch spüre ich die Blicke der Anderen. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass es einfach nur die Neugierde ist, wenn ich gefragt werde, wo ich ursprünglich her komme. Tatsächlich muss ich schmunzeln, wenn mir gesagt wird, wie gut ich Deutsch spreche. Und das ich toll integriert bin, ein Fachabitur und eine abgeschlossene Lehre in der Bank habe, dafür bekomme ich durchaus Komplimente. Es meint schließlich keiner Böse mit mir. – Das ist Alltag.

 

Es gibt banale Alltagssituation, wie Make up Auswahl, Strumpfhosen zur Hochzeit in Hautfarbe. Wer definiert überhaupt Hautfarbe? Das fand ich schon im Kindergarten doof. Es war mir teilweise sogar unangenehm, denn wenn das Hautfarbe ist, was ist dann meine Hautfarbe? Ich scheine keine Hautfarbe zu haben, denn ich bin schwarz und schwarz ist schließlich keine
Hautfarbe.

Vorbilder wie Superheld*innen, Identifikation als Kind mit Disney Prinzessinnen und nicht zuletzt politischen schwarzen Vorbildern in Deutschland, die gibt es nicht. Dafür gibt es das „schwarze Schaf“, „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ oder „Neger, Neger Schornsteinfeger“.

In der Schule hätte ich gern ein „Negerkussbrötchen“ gegessen, dieses Wort bekam ich jedoch nicht über die Lippen. Ein Schaumkussbrötchen hätte ich gern gegessen.

Ich verstehe, wenn manch einer denkt, jetzt stell dich nicht so an, das sagen wir aus Tradition. Ja du meinst es nicht böse und es ist nicht rassistisch gemeint, aber wo ist das verdammte Problem für dich es Schaumkuss zu nennen?

Es tut dir nicht weh, mir aber schon.